Montag, 11. Januar 2010

Ein paar Worte zum Fotografieren

Also manchmal denke ich mir, dass das Fotografieren wahnwitzige Formen angenommen hat. Klar, Fotokameras sind spotbillig wie nie und Spiegelreflexkameras sind leistbar. Auch ich haben mir vor einem Monat eine Canon 450D zugelegt und bin sehr zufrieden, es ist einfach was anderes mit einer SLR zu fotografieren als mit einer handlichen Kamera. Beides hat Vor- und Nachteile. Wenn man jedoch in Fotografie interessiert ist, dann fuehrt kein Weg an eine SLR vorbei.

Aber was ich da so gesehen habe an touristy Plaetzen in Myanmar und Thailand hat mich echt schockiert. So schockiert, dass ich am Liebsten meine Canon ins Wasser geworfen haette...

Da gibts Leute welche mit Moerderteleskop-Objektiven herumlaufen. Keine Ahnung fuer was die das brauchen. Ein Objektiv so teuer wo du wahrscheinlich mehrer Doerfer aufkaufen koenntest. Wahnsinn. Aber du siehst nicht einen damit, sondern viele.
Oder diese Filmkameras, Riesengeraete. Und nein das sind keine Profis sondern Leute deren Hobby es ist (man sieht es ihnen im Endeffekt an). Camcorder ist anscheinend was fuer Loser.

Ok, ok, ich hoer schon auf. Jedem das seine. Sicher, wenn jemand in solche Sachen interessiert ist, klar bitte... Warum nicht? Moderne Technik ist dazu da um gekauft und verwendet zu werden, ansonsten wuerde die Technik nicht leben koennen.

Aber das perverse daran ist nicht die fetten Dinger selbst, sondern die Art des Fotografieren. Jeder moechte natuerlich besondere Fotos schiessen, klar. Da gibt es dann Leute, die ploetzlich den Einheimischen irgendwie mitteilen moechte (die natuerlich von alldem keine Ahnung haben) wie und wann sie posieren und gehen muessen, um eben dieses besondere schaut-mich-an Foto zu schiessen. Oder Leute die den Einheimischen, weil sie vielleicht laecherlich ausschauen, einfach blind ins Gesicht fotografieren ohne zu fragen oder sonstiges. Koennte ja die Originalitaet des Fotos zerstoeren...

In Indien sind die Leute soweit, dass sie Geld verlangen (naja in Indien wird wegen allem Geld verlangt). Habe das am Anfang gestoert gefunden aber jetzt sehe ich es ein! Warum nicht? Warum nicht diesen Leuten um 50 Rupees fragen? Und wenn du ihnen keinen Kohle gibts dann streiten sie mit dir, und vielleicht noch mehr...

Meine Fotos findet ihr auf http://picasaweb.google.com/matthias.treitler ! Ich habe die Laender in einzelne Alben unterteilt. Und bald wird ein M In Soutwest China dazukommen ;)!

So lauefts in Myanmar!

- Fast alle Frauen und Kinder haben auf ihren Wangen eine kalkartige Gesichtscreme aufgetragen (ihr sehts es auf ein zwei Fotos). Die soll angeblich kuehlen und die Haut weich machen wie eine Babypopo. Ha, ha, habs aber nie probiert ;)!

- Was hat es zu bedeuten wenn ein Mann einen Art Wagen schleppt mit lauter kleinen Zetteln bepickt und dabei einen voll aufgedrehten Lautsprecher mit sich zieht. Eh kloar, er verkauft Glueckslose!

- Fast jeder Bus hat einen Fernseher montiert, der natuerlich immer laueft. Dabei gibt es meist folgendes Programm: Gecoverte Karaoke Schmuddel- und Herzschmerzmusik von burmesischen Popsternchen oder:

- Burmesische Filme: Durchgehend grosser Schwachpunkt in diesem Land. Es gibt keine normale Konversationen sondern es wird prinzipiell immer geschrien und gewatschent. Die Akteure verhalten sich als waeren sie geistesgestoert. Alles in allem erinnert alles ein wenig an ein Theaterspiel...

- Das fromme Regime hatte 1970 die Rechtsfahrregel eingefuehrt. Nur bloed das vielleicht 95 % der Fahrzeuge das Steuer auch auf der rechten Seite hat. Das heisst ein Ueberholmanoever is immer mit ein wenig Glueck verbunden. Aber ich muss sagen, die Busfahrer fahren ordentlich. Ist nicht so wie in Indien oder vor allem in Bangladesch wo eine Busfahrt einem Selbstmordversuch gleich kommt.

- Myanmar, Burma oder doch Birma? Das rauszufinden, ueberlas ich mal euch ;)!

- Alkoholwerbung ist ueberall. Ich glaube Myanmar hat einige Alkoholiker, Maenner trinken echt viel. Aber nie, dass sie jetzt so betrunken waeren, die vertragens einfach. Ein Guesthaus Manager hat z.b. jeden Abend eine Flasche Zuckerrohr Rum verdrueckt... (natuerlich hat er mich dann auch immer ueberreden koennen, wo bekommt man schon so was).

- Wenn ein Burmese Blut spuckt, dann muss es net Blut sein, sondern es ist dieses grindige rote FuerIrgendwas Pulver das ewig im Mund behalten wird und anschliessen ausgespuckt wird. Soll angeblich suechtig machen und schlecht fuer die Zaehne sein. D.h. aufpassen wenn du z.b. mit einem Busverkauefer sprichts und ploetzlich rote Flecken auf deinem Leiberl hast (ueberhaupt net grindig), und bitte net zum Lachen bringen weil dann siehts du nur schwarze Zaehne. Grindig! Manche eher nur die aermeren.

- Es gibt keine Bankomaten, d.h. man bringt seine Dollars ins Land und wechselt diese dann am Schwarzmarkt in Kyats. 1 Doller ist so ca. 1000 Kyat. Und dieser Kyat Schein ist der groesste den man zu Gesicht bekommt. D.h. man laueft immer mit einer Menge Kohle rum. Ich habe eine Travellerin getroffen welche alles ernstes 1500 Euro in Kyat umtauschen wollte: Milchmaedchenrechnung 1500 Euro = ca. 2100 Dollar = 21 x 100 1000-Kyat Scheine Pakete. Ernstens mal das 1500 Euro fuer Myanmar viel zu viel ist und zweistens kannst du nicht so viel Kohle mit dir schleppen. Sie hatte dann die Haelfte in Dollar konvertiert. Aber im Endeffekt war ihr Rucksack noch immer voller Kyats... (Diese Frau war 35, hatte den Lonely Planet und tja war halt blond (und Deutsche *g*) ;) )!.

- Achja neben 10, 20, 50, 100, 500, usw. Kyat Scheinen gibt es auch 45 und 90 Kyat Scheine. Ja richtig. Die hat der damalige Diktator Ne Wing eingefuehrt weil 9 seine Glueckszahl ist... Klingt logisch, oder? Unnoetig anzumerken dass diese Scheine in der Bevoelkerung verhasst sind.

Land der freundlichen Gesichter

Kurz vor dem Ende der Reise durch Myanmar hat mich eine Frau angequatscht und mich gefragt, wies mir hier so gefaellt. Zum Abschied meinte sie, "Its the country of the similing faces" un damit hat sie sowas von Recht und deshalb passt dieser Spruch perfekt fuer den Blogpost, der eigentlich schon laengst faellig wurde. Warum so spaet eigentlich?

Dabei stellt sich mir die Frage, je unterdrueckter und aermer die Bevoelkerung desto freundlicher die Gesichter? Dieses Phenomen kann man jedenfalls hier sehr gut beobachten. Als Auslaender wirst du hier mit offenen Armen aufgenommen.

Der Grund warum ich erst jetzt poste hat mit dem Regime zu tun: Es gibt ganze zwei Internet Service Provider, der eine laueft ueber die Regierung der andere uebers Militaer (also deto). Gewisse Seiten weerden einfach gefiltert, darunter gehoeren leider auch frei Meinungsplatforme wie Blogspot, Wordpress, YouTube und wahrscheinlich noch zig andere Seiten. Schon arg irgendwie, wieviel an Information der Bevoelkerung durch diese Massnahme entgeht, wenn man genauer darueber nachdenkt. Und das die Internetgeschwindigkeit an 55.6 kbps Anschluesse erinnert, brauch ich ja wohl gar nicht erwaehnen. Informationssuche wird kuenstlich erschwert bzw. unmoeglich gemacht.

Aber das soll ja eigentlich noch das geringste Problem sein. Das dieses Land, das so viel Potential haette, kuenstlich auf Stillstand gesetzt wird, ist eine Frechheit, und das schon seit Jahrzehnten. Und jeder schaut zu. Der internationale Druck ist einfach zu gering. Dieses Jahr sind Wahlen jedoch wird sich nicht viel aendern. Das Regime wird auch dieses Mal ihren Verlust nicht anerkennen. Der internationale Druck wird auch wieder ausbleiben und man kann nur hoffen, dass das Land durch ihre einzige Handelspartner China, Thailand und Singapur die richtigen Wege aufzeigen fuer das 21. Jahrhundert. Waffen werden jedoch vor allem aus Russland, China und Indien importiert.

Wer glaubt Myanmar wird nur von lebensmutigen Travellern besucht, der irrt. Obwohl ein Regime hier regiert, merkt man (zum Glueck) als Tourist recht wenig davon. Durch Myanmar zu reisen ist easy, man darf nur bestimmte Orte bereisen und vor allem nur bestimmte Routen zu bestimmten Zeiten waehlen. Das Land ist zu instabil, es gibt vor allem im Shan Staat Kaempfe zwischen Regierung und Rebellen stattfinden. Viele Ortschaften kann man nur ueber Luft erreichen (gilt nur fuer Touristen) und Inlandsfluege sind teuer. Das heisst einem wird nicht die ganze Wahrheit ueber die Probleme und die Geplogenheiten dieses Land gezeigt. Irgendwie verstaendlich, aber trotzdem sieht man Kinder und vor allem ueberwiegend Frauen als Strassenarbeiter. Aus Respekt habe ich davon keine Fotos geschossen.

Ueberhaupt ist Myanmar kein billiges Pflaster (compared zu Indien). Ueberall schnorrt die Regierung mit und man bezahlt nie die Preise die die Einheimischen auch bezahlen. Das mag fuer manche okay sein, aber die Leistung bleibt im Endeffekt die gleiche. Man darf ueberhaupt nur in bestimmten lizenzierte Hotels/Gaestehaeuser schlafen und wenn der Tourismusminister nicht will, dass in einem Gebiet gereist wird, dann gibt es entweder a) keine lizenzierte Hotels oder b) vollkommen ueberteuerte. Das koennte ein Problem sein, wenn man z.B. 2 Tage trekken moechte und die Nacht in Kloster verbringen moechte, was in solchen Laendern normalerweise gang und gaebe ist. Deswegen wird das Reisen mehr oder weniger hier stark eingeschraenkt und man trifft waehrend der Reise recht oft wieder die gleichen Travellers.

Ich bin froh ein Monat fuer Myanmar geopfert zu haben, weil frueher oder spaeter wird sich das Land oeffnen muessen und ich hoffe dass das bald geschieht und Singapur zumindest wichtige Zeichen setzt. Ich habe waehrend der Reise einen Beamten getroffen der im Bildungsministerium von Singapur arbeitet und gemeint hat, Singapur sei ein Handelspartner fuer Myanmar und investiert dafuer auch gewisse Summen an Geld in das Land. Pro/Contra geht natuerlich Kohle an die Junta aber im Endeffekt provitiert auch die Bevoelkerung davon.

Die Menschen leben in einer Art Blase. Die Zeitung ist Propaganda und der Internetstrom wird kontrolliert. Reisen in andere Laender ist ohne weiteres nur nach China, Thailand und Singapur moeglich. Ich, du und alle Leser dieses Blogs haben nicht nur das ungeheure Glueck geboren worden zu sein (die DNA jedes einzelnen ist ein Lotteriespiel seinesgleichen - habe letztens ein Buch darueber gelesen) sondern auch das immense Glueck in einem Land aufgewachsen zu sein, wo freie Meinung respektiert wird und wir das Privileg haben in jedem Land dieser Erde willkommen aufgenommen zu werden. Wieviel ist jedem sein Reisepass wirklich wert? 70 Euro die man im Magistrat bezahlt oder ist er vielleicht doch unbezahlbar? (D.h. beim naechstem Reisepassantrag, die jeweilige Magistratsbeamtin umarmen und kuessen und auf ein Abendessen einladen und mit einem freudestrahelende Gesicht die Kohle bezahlen ;) ).

Myanmar sollte man nicht wegen seiner Touristenattraktionen besuchen. Das ganze Land ist von goldenen Pagoden und Tempeln ueberzogen. Das mag die ersten Tage sehr nett sein, aber nach der Zeit ist man fuers Naechste pagodenbefriedigt. Viel mehr sollte man sich Zeit nehmen und in gewissen kleineren Ortschaft laenger bleiben und eintauchen in das Alltagsleben der Einheimischen. Trekken durch die endlosen Shan Villages rund um Hsipaw und dem Inle Lake. Sich ueberraschen lassen, was man mit dem wahrscheinlich geilsten Holz, Bambus, alles konstruieren kann. Die Zeit rueckwaerts laufen lassen... (und sich ueber die stressigen Pakettouristen amuesieren).

Ich habe beim Surfen entdeckt, dass es einen Film von einem oesterreischen Regisseur gibt namens "Burma all inclusive" (siehe auf http://rowe.at/burma/ ). Angeblich lief der Film mal - ORF typisch - spaetnachts im ORF2. Wie der Regisour es geschafft hat in nicht erlaubte Zonen einzudringen waere ich schon gespannt.

Hint hint, die DVD waere ein gutes Willkommensgeschenk ;)!

PS: Ich poste hier viele Information die ich durch die verschiedensten Einheimischen und Travellern aufgesaugt habe... Das heisst manches kann und ist korrekt manches vielleicht ein wenig verfaerbt.