Sonntag, 14. März 2010

Zum Abschluss: One possible truth

Ich kann mich noch genau erinnern wie ich in Indien am 1. September 2009 um 3 Uhr frueh angekommen bin:
Die Taxifahrt gab mir den ersten Einduck von Indien, wie ich schlafende heimlose Menschen auf den Gehsteigen sah, die uebleste Luftverschmutzung ueberhaupt zum Ersten Mal erlebt hab, und die vielen Leute die ohne ein Ziel wie Hunde herumstreunen zu scheinen. Am wohl uebelsten Stadtteil von Delhi angekommen, fuehlte ich mich nicht wirklich besser, und waehrend ich ins Hotel um 4 Uhr frueh einchecken wollte, versuchten mir die Hotelleute schon etwaige Reisen anzudrehen. Reiseagenturen immer und ueberall.
Am Zimmer angekommen - ein lausiger Mief, keine Fenster und ein gottgesandter Ventilator der unermuedlich sein Runden drehte, um wenigstens die geringste Chance eines Schlafes zu haben. Der naechste Tag war nicht wirklich erfreulicher, nein ganz im Gegenteil, eine Enttaeuschung: Menschen so weit das Auge reicht, und du alleine in den unzaehligen Gassen Delhis, drueckende Hitze und ein mieser Monsum, und ploetzlich spricht mich ein junger Inder an, an dem ich mich anhalte und blind vertraue, als waere es der letzte Mensch auf Erden. Am gleichen Abend stellt sich noch heraus, dass er nur an meiner Geldtasche interessiert war.
Wie sollst du dich jetzt fuehlen?
Welch schlechte Idee war es, hierher alleine gekommen zu sein. So habe ich mir das alles nicht vorgestellt.

Tja, wer sich jetzt erfreuliche erste Tage geglaubt hat, weiss jetzt wie es wirklich war. So jetzt als Rueckblick wunderts mich selbst manchmal das ich das alles "ueberlebt" habe. Lest meine Wahrheit zum Abschluss dieses Blogs:

Indien ist das Land der Kontraste, des Ying und Yang im Taoismus, das Land des Curries, der Armut, der Korruption, des Aufschwung, der Hoffnung. Indien ist so facettenreich das es manchmal echt schwierig ist, alle Eindrueck verarbeiten zu koennen. Indien laesst keinen unberuehrt.

Bangladesch das Aha-Erlebnis schlechthin. Wer das wahre Abenteuer sucht und sich ueberzeugen lassen moechte, dass dieser Planet noch lonely ist, dem empfehle ich strengsten hierher zu kommen. Eines der aermsten Laender ueberhaupt, defacto hoechste Bevoelkerungsrate und hatte eine grausame Genozid Geschichte ala Khmer Rouge in Kambodscha - lasst euch davon jedoch nicht abschrecken. Das Land scheint zumindest laut Statistiken hoffnungslos vor dem Kollaps zu stehen, umso verwunderlicher, dass die Bevoelkerung alles andere als diese Meinung vertritt und ohne eine Spur von Verzweiflung ihr scheinbar unglueckliches Schicksal meistern.

Myanmar, das Land das so viel Potential haette, aber von einem gefaehrlichen Regime auf Stillstand gehalten wird. Wieviel freie Meinung und Wahlen wirklich wert sind, erkennt man, wenn man eine Bevoelkerung sieht die von einer Geheimpolizei unterdrueckt und auf Schweigen gehalten wird. Eine faire demokratische Wahl kann das Schicksal dieses Land von einer Sekunde auf die andere aendern. Ist das wirklich zuviel verlangt im 21. Jahrhundert?

Ich habe ein China gesehen von dem jeder spricht, aber von dem keiner weiss. Lasst euch nicht von haarstreubenden Zahlen und Fakten irritieren. China ist sympathischer als es von den Medien dargestellt wird, und der groesste Teil ist definitiv ein Dritte Welt Land. Die Chinesen zeigen einem, dass man auch ohne viel Luxus gluecklich sein kann.

Obwohl ich zum Schluss oft von Travellern gefragt wurde, moechte ich jedoch keinen Favoriten unter meinen bereisten Laendern abgeben - ob nun Indien, Bangladesch, Myanmar, China, Laos oder Thailand bzw. Malaysia, jedes Land hat seine Besonderheiten die man mag, die man ablehnt, von denen man lernen kann, an denen man am Besten verzweifeln moechte, oder die einem zum Lachen bringen. Ich denke, es liegt an einem selbst mit welchen Vorurteilen, Offenheit und Einstellung man die Grenze uebertritt. Nicht nur die Bevoelkerung auch die Traveller selbst, die es bereisen, praegen deine Erlebnisse, weil du mit denen einen Grossteil deiner Zeit verbringst. Sich mit ein paar Partylustigen sich auf Thailands Inseln voll laufen zu lassen, mag zwar spassig sein und ein paar gute Geschichten unterm Bier bringen, aber Selbsterfahrungsmaessig wirst du eher wenig gewinnen. Die Traveller selbst in Indien, sind dagegen um einiges interesanter.
Indien besucht man nicht einfach so, jeder einzelene Traveller hat seinen besonderen Grund sich in dieses Abenteuer zu stuerzen.

Im Endeffekt macht es keinen Unterschied welches Land du waehlst, es liegt an dir was du erreichen moechtest. Was ich vermeiden wollte, ist zu sehr in eine Urlaubsstimmung zu verfallen und mit Bier und Joints auf einem Hammock meine Zeit tot zu schlagen und so das "Leben zu geniessen".
Nein, ich wollte eine andere Welt erleben und habe mein persoenliches Ziel damit erreicht. Ich bin froh und sogar stolz auf mich selbst, den Mut gehabt zu haben, die jeweiligen Laender alleine bereist, gemeistert und den Einheimischen einen guten Eindruck vermittelt zu haben.
Als Traveller kannst du nix veraendern, dass ist klar, aber du kannst den Leuten zeigen, dass man sich fuer sie interessiert, das man sich fuer sie einsetzen wuerde wenn man die Moeglichkeit haette, und ein wenig ihren Lebensstil und ihre Kultur mit nach Hause nimmt. Besonders in Myanmar war mir das besonders wichtig.
Die groesste Freude machst du den Leuten, wenn du sagst, dass du ihr Land magst, unabhaengig davon ob es von einem Militaerregime oder von korrupten Buerokraten regiert wird.
Regierungen werden gewaehlt und abgewaehlt, aber die Bevoelkerung ist das Land, und das fuer immer und ewig!

Ein zweites, eher kleineres Ziel, war es diesen Blog zu schreiben und meine eigene Geschichte dabei eher im Hintergrund zu halten (deswegen das m-in-india und nicht matthias-treitler-in-india). Obwohl ich nicht viel Feedback erhalten habe, glaube ich die Posts recht gut getroffen zu haben, so wie ich es mir vorgestellt hatte.
Gemeinsam mit meinem Tagebuch ist diese Reise somit bestens dokumentiert.
Dieser Blog ist fuer jeden zugaenglich und ich weiss dass ihn bereits Surfer entdeckt haben, die ich noch nie gesehen habe bzw. nie sehen werde ;)! Genauso wie ich vor meinem Abenteuer Reiseblogs nach nuetzlichen Infos abgeklappert habe.

Zum Abschluss moechte ich die Metapher der Burka verwenden. Ich meine damit nicht unbedingt die Burka, die der Unterdrueckung der Frau in einigen wenigen muslimischen Laender dient, sondern die Burka die jeder von uns traegt, sozusagen aufgesetzt bekommt bei seiner Geburt. Die Burka die einem die Sichtweise auf Dinge und Ereignisse nimmt und gibt, die Grundvorraussetzung um seine Meinung zu bilden.
Reisen ist auf jeden Fall eine Art seine Burka zu adjustieren - Dinge auf dieser Welt ein wenig anders zu betrachten als sonst, mit den Erfahrungen die du auf deiner Reise gemacht hast. Seine Burka sozusagen ein wenig zu oeffnen um mehr zu "sehen".

Zum Abschluss dieses Blogs moechte ich Albert Einstein zitieren, der mir durch seine Weltansicht hilft, die gewonnen Eindruecke zu verarbeiten, und mich nicht von der naechsten Klippe runterstuerzen laesst wenn du die Slums in Indien erlebst, in dieser scheinbar schlechten unfairen Welt.
"Strange is our situation here on Earth. Each of us comes for a short visit, not knowing why, yet sometimes seeming to divine a purpose. From the standpoint of daily life, however, there is one thing we do know: that man is here for the sake of other men - above all for those upon whose smiles and well-being our own happiness depends."

bzw. von mir aufs Deutsche uebersetzt:
"Schon komisch unsere Situation hier auf Erden. Jeder scheint auf einen Kurzbesuch hier zu sein, ohne zu wissen warum eigentlich, manchmal suchend auf einen gottgegebenen Grund. Betrachtet man jedoch das taegliche Leben, dann wissen wir eines ganz genau: Wir sind hier zum Wohle unserer Mitmenschen - vor allem für diejenigen, auf deren Lächeln und Wohlbefinden unser eigenes Glück abhängt."


Kapitel werden geoeffnet und geschlossen - bin schon gespannt aufs naechste.

1 Kommentar:

  1. Danke für deinen Blog und viel mehr noch den Beweis der Neugierde in einem Jahrgang von dem ich mir echt nichts mehr erwartet hätte.

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